Was habe ich Samstagabend
gemacht? Fußballländerspiel gesehen? Nein. Ich habe Musik gehört. Schönes und Trauriges wie
Tracy Chapmans „Baby Can I Hold You” und Adriano Celentano. Ich habe auch nichts bei Lieferando bestellt,
sondern eine Riesentafel Milka gegessen, weil ich mich an diesem Abend nicht
mit Wein betrunken habe, sondern mit polnischem Wodka von Aldi. Und dann, Bonitschka,
werdet ihr jetzt fragen. Was hast du dann getrunken, Andrej Andrejewitsch?
Ouzo. Ich habe auf die Demokratie und die Philosophie getrunken. Die alten
Griechen wussten, wie man lebt. Endlich habe ich mal wieder eine Nacht
durchgeschlafen und bin erst um halbzehn Uhr morgens aufgewacht – bei voller
Beleuchtung. Und ich habe ich mich den ganzen Abend mit meiner imaginären
Freundin Lisa unterhalten. Sie hat kurze schwarze Haare, grüne Katzenaugen, ist
nur einssechzig groß und schlank. Weil sie mich an Holly Golightly in „Frühstück
bei Tiffany“ erinnert, nenne ich sie Holly. Sie ist klug wie eine Eule und es
macht ihr nichts aus, dass ich ein erfolgloser Schriftsteller namens Paul bin.
Sie arbeitet als Kellnerin, ist aber eigentlich Schauspielerin. Eines morgens
stand sie im Bademantel vor meiner Tür und klingelte. Ihre Dusche sei kaputt,
ob sie bei mir duschen könne. In New York nichts Ungewöhnliches. Sie blieb zum
Frühstück. Ich wage es bis heute nicht, nach der Dusche in ihrer Wohnung zu
fragen. Sie mag Croissants und Orangensaft. Mehr muss ich nicht wissen.