Einer von Dutzenden
öffentlich-rechtlichen Sendern soll dichtgemacht werden: 3sat. Das Geheule der
Kulturszene ist groß. Arte und 3sat sollen fusionieren. Ein Verlust für alle Menschen,
die sich für Intellektuelle halten, wenn sie abends aus dem Büro nach Hause
kommen, und als Student fünfeinhalbmal im Theater gewesen sind. Ich spiele mal
den Advocatus diaboli und frage: Wirklich? Sehen Wir uns das aktuelle Programm
mal an.
„Schweizer Hundegeschichten“, „Spektakuläre
Bergbahnen“, sinnlose und kommentarfreie Kameraschwenks mit Volksmusikgedudel namens
„Alpenpanorama“, ein Bericht über Eintöpfe aus dem Odenwald („Hessen a la
carte“), eine Reportage über das Leben der Bergbauern, „Traumschlösser und
Ritterburgen“, abends und am Wochenende immer nur Wiederholungen von uralten
Spielfilmen und Fernsehproduktionen der großen öffentlich-rechtlichen Sender in
Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am Sonntag läuft zum Beispiel „Charleys
Tante“ mit Peter Alexander in Frauenkleidern Konsequenz: 1,4 Prozent
Marktanteil.
Es gibt auch Eigenproduktionen
wie „nano“ und „Scrobel“. Ich selbst schaue mir nur „Till Reiners‘ Happy Hour“
an. Ansonsten ist es eine Mediathek für alte Menschen, die zu blöd sind, die
echten Mediatheken der Öffis zu nutzen. Redakteure, die wirklich Sendungen
produzieren, werden vermutlich weiterbeschäftigt. Ein Teil des
Verwaltungswasserkopfs auf dem Lerchenberg verschwindet. Eine von diesen
Witzblattfiguren kannte ich früher persönlich. Als freier Mitarbeiter war er
für die Zeitplanung zuständig. Das kann heutzutage auch ein Computerprogramm.
Schließlich ist die Länge jedes Beitrags auf die Sekunde genau bekannt. Und
würde eine Sendung in diesem verstaubten Medienkeller eine Minute später
anfangen, wäre es auch egal.
Ich sage: Zieht 3sat den
Stecker. Und bringt endlich mal echte Kultursendungen. Was mich an „ttt“ oder
„aspekte“ am meisten stört: Ein Großteil der Sendezeit geht dafür drauf, dass
die Kulturredakteure ihren ganz persönlichen Senf zur politischen Lage zum
Besten geben. Lasst es bitte bleiben. Dafür gibt es die Nachrichtenredaktionen
und das Korrespondentennetz. Oder die Printmedien und ihre Online-Präsenzen. Wer
völlig orientierungslos ist, liest einfach Bonetti.