Bald sind es tausend Tage, die
der Krieg in der Ukraine nun dauert. Nach wie vor wissen wir nur wenig über den
Kriegsverlauf, obwohl er in Europa stattfindet. Der aktuelle Stellungskrieg,
eine Materialschlacht mit marginalen Geländegewinnen, erinnert an den Ersten
Weltkrieg. Jetzt sind drei Zahlen aufgetaucht, die uns auch nicht schlauer
machen. Angeblich hat Russland, laut NATO-Angaben, 600.000 Gefallene, Verwundete
und Gefangene. Was sagt uns das? Im Zweiten Weltkrieg hatte die Sowjetunion über
zwanzig Millionen tote Soldaten und Zivilisten. Ans Aufgeben dachte Stalin
deswegen nie. Russland soll 400 Quadratkilometer erobert haben. Das ist ein
Quadrat mit einer Kantenlänge von zwanzig Kilometern. Zum Vergleich: München
hat eine Fläche von 310 Quadratkilometern. Wenn es in dem Tempo weitergeht,
wird Russland seinen epochalen Sieg erst im 22. Jahrhundert feiern können. Und
drittens die 10.000 Soldaten, die eine absurde Diktatur am Rande der Erdscheibe
in den fernen Krieg schickt. Was bezweckt Kim mit dieser Aktion? Will er billiges
russisches Öl, bevor der Winter kommt, oder möchte er wissen, wie sich seine
Armee gegen moderne westliche Waffen schlägt, weil er vielleicht eines Tages
Südkorea angreifen will?
Auch geostrategisch macht der
Krieg keinen Sinn. Westliche Staaten wie die USA und Israel haben in Irak, Gaza
und im Libanon ihre militärische Überlegenheit demonstriert. Davon ist Russland
weit entfernt. Schließlich operiert die ukrainische Armee inzwischen auch auf
russischem Gebiet. Von Lufthoheit, Kennzeichen westlicher Militäreinsätze, und
den angeblich 12.000 russischen Panzern, die längst bis Berlin durchgerollt sein
müssten, ist auch nichts zu sehen. Der Kriegsherr Putin wirkt schwach. China
zeigt, wie Geopolitik funktioniert. Durch Investitionen und bilaterale Verträge
werden langfristige Abhängigkeiten mit Staaten der Dritten Welt geschaffen. BRICS
ist die Bühne für einen Staatenbündnis, das gegen den Westen geschmiedet wird.
Selbst Erdogan, Präsident des NATO-Staats Türkei, machte seinen Kotau vor dem Kaiserthron.
In den Medien wird uns immer Putin präsentiert, wenn es um die Gipfeltreffen
der BRICS-Staaten geht. Aber er ist auch nur ein Vasall Chinas und sein Status
dürfte sich durch seine militärische Blamage in der Ukraine nicht verbessert
haben. Xi setzt sein Militär derweil als Drohkulisse gegen Taiwan ein, das man
ebenso mit China wiedervereinigen will wie Putin die Ukraine mit Russland. Eine
Zermürbungstaktik ohne Verluste, gepaart mit diplomatischer Isolation. Wann war
ein deutscher Kanzler zuletzt in Taiwan? Auch der Dalai Lama wird längst nicht
mehr hofiert, sondern geghostet.
Wie geht es in der Ukraine
weiter? Putin kann den Krieg nicht beenden, ohne national und international
sein Gesicht zu verlieren. Er ist Gefangener seiner größenwahnsinnigen
Ambitionen. Sein einziger Verbündeter auf dem Schlachtfeld ist an Armseligkeit
nicht mehr zu überbieten. Kleines dickes Kim schickte erst Munition, dann
Soldaten. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Es ist kein Kriegsende in Sicht.
Erst Putins Tod könnte die Erlösung bringen. Aber vielleicht arbeitet das
Regime dann einfach mit seinen Doppelgängern weiter? Wie lange ein sinnloser
Krieg dauern kann, sehen wir seit Jahrzehnten im Nahen Osten.