Bonetti
betrat eine Bar. Trotz der frühen Stunde waren schon einige Gäste am Tresen und
an den Tischen. Praktisch jeder von ihnen rauchte eine Zigarette. Und das in
Amerika, der Heimat des Rauchverbots. Die Männer trugen Anzüge und Hut, die
Frauen bunte Kleider. Bonetti setzte sich an einen Tisch am Fenster.
Die
Kellnerin mit hochtoupiertem Haar und weißer Schürze kam zu ihm. Bonetti fragte
sie: „Hat hier eigentlich keiner ein Handy?“
„Ein
Handy? Was soll das sein?“
„Ein
Smartphone. Wie informieren Sie sich denn?“
Sie
zeigte stumm auf einen riesigen altmodischen Radiokasten.
„Und
wie telefonieren Sie?“
Sie
zeigte auf einen Münztelefon, das an einer Wand hing.
„Was
möchten Sie trinken?“ fragte sie ihn.
„Einen Sex on the beach.“
“Was?”
„Einen
Sex on the beach“, wiederholte Bonetti etwas lauter.
„Wie
können Sie es wagen, mich so zu beleidigen. Verlassen Sie sofort das Lokal oder
ich hole die Polizei.“
Bonetti
war völlig verwirrt. Er erhob sich und ging zum Ausgang. „Perverses Schwein“,
rief ein Gast ihm hinterher. „Dreckiger Kommunist“ ein anderer.
Bonetti
ging ein paar Straßen weiter und betrat die nächste Bar. Er bestellte sich
einen Kaffee. Auch hier wurde gequalmt, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Radio
lief und er hörte die Nachrichten. Es musste eine Retro-Sendung sein, denn der
Sprecher berichtete vom Korea-Krieg. Dem Ehepaar Rosenberg drohte wegen des
Verrats des Atomgeheimnisses an die Sowjetunion die Todesstrafe.
Danach
gab es einen Ausschnitt aus einer Rede von Präsident Truman. Er verkündete das
Ende des Kriegszustands mit Deutschland. In Berlin wurde zur Erinnerung an die
amerikanische Hilfe das Luftbrückendenkmal eingeweiht. Im Anschluss spielte die
Big Band von Johnny Goodman Swing.
Der
Kaffee kostete nur fünf Cent. Diesmal ließ er sich das Wechselgeld herausgeben
und gab der Kellnerin fünf Cent Trinkgeld, was sie augenblicklich zum Strahlen
brachte. Bonetti spazierte weiter durch die Stadt.
Er
schaute auf sein Handy. Immer noch kein einziger Balken. Kein Internet, kein
Kontakt. Er beschloss, zum Hafen zu gehen und zu seinem Schiff zurückzukehren.
Zum Abschied spendierte ihm der Verkäufer noch einen Hotdog.
Fortsetzung folgt