Bonetti
rief Pralinski an.
„Hören
Sie, ich bin pleite. Alle Mitarbeiter verlassen das Schiff. Verkaufen Sie den
alten Schrotthaufen und verteilen Sie den Gewinn an die Belegschaft. Die
gesamte Technik ist ja inzwischen völlig veraltet. Viel werden Sie nicht mehr
bekommen. Ich verabschiede mich und danke Ihnen für die vielen Jahre, die Sie
mir treu gedient haben. Leben Sie wohl.“
Dann fragte
er sich zum Job-Center durch. Die ganzen Apps auf seinem Handy funktionierten
nicht mehr.
Als er
die Eingangshalle betrat, verließ ihn der Mut. Hier saßen bestimmt hundert
Leute im Wartebereich und sie waren alle jünger als er. Er ging zum
Empfangsschalter.
„Guten
Tag. Ich suche Arbeit.“
„Sie
suchen Arbeit?“ schrie die Frau hinter dem Tresen aufgeregt.
Plötzlich
herrschten tumultartige Zustände im Saal. Alle sprangen von ihren Sitzen und
rannten auf Bonetti zu. Bald war er von einer Menschenmenge umringt.
„Ich
brauche einen Gärtner.“
„Ich
brauche einen Pfleger.“
„Ich
brauche einen Handwerker.“
„Ich
brauche einen Assistenten.“
Es
dauerte eine Weile, bis Bonetti begriff, dass er nicht von Arbeitslosen,
sondern von Arbeitgebern umringt war.
Er
entschied sich für ein winziges Start-up, das sich auf gedruckte Bücher
spezialisiert hatte, für die es immer noch einen Markt gab. Er schrieb historische
Kurzgeschichten, verpackte Bücher in Kartons und brachte sie zur nächsten
Amazon-Filiale.
Bonetti
ist bescheiden geworden. Es stört ihn nicht, wenn ihm schöne Frauen nicht mehr rettungslos
verfallen, wenn sein Kaviaratem ihr Gesicht streift. Es läuft ihm kein
neoliberales Schaudern mehr den Rücken hinunter, wenn er einen Studenten mit
Rastalocken sieht. Er trinkt seinen Wein jetzt aus dem Tetrapak. Und so lebt er
glücklich bis an sein Ende.