Ich
habe das Haus vor zehn Jahren gekauft. Im Garten steht ein Geräteschuppen
voller Gerümpel. Schon mein Vorgänger hat ihn so übernommen und noch eine
weitere Schicht Gerümpel hinzugefügt. Angerostete Campingstühle, Holzpflöcke, halbleere
Schachteln mit Rosendünger, ein kaputter Rasenmäher usw.
Jetzt
lasse ich den Schuppen endlich entrümpeln. Kostet mich eine Stange Geld, aber
ich kann diesen Schrotthaufen nicht mehr sehen. Ich werde ihn abreißen lassen
und an dieser Stelle einen Baum pflanzen.
Gestern
kamen die Männer und trugen Stück für Stück aus dem Schuppen und warfen alles
in einen Container. Am späten Nachmittag war der Schuppen endlich leer. Ich
ging in den leeren Schuppen und zu meiner Verblüffung fand ich eine Bodenklappe.
Ich öffnete sie. Modriger Geruch kam mir entgegen. Eine Stahlleiter führte
hinab.
Ich
holte mir meine Taschenlampe aus dem Haus und stieg hinab. Ich leuchtete einen
Raum aus, der mindestens zwanzig Quadratmeter groß war. An der rechten Wand war
ein Schalter. Ich legte ihn um und schon gingen die Deckenbeleuchtung und die
Belüftung an.
Links
und rechts standen Regale mit Konserven. Dahinter waren ein Ledersofa und ein
flacher Tisch. Gegenüber war eine Schrankwand mit Fernseher, Stereoanlage und
Büchern. Ganz hinten stand ein Bett an der Wand. Offensichtlich hatte der
ursprüngliche Besitzer hier einen Atombunker angelegt.
Ich
ging in den Raum und sah mich genauer um. An der Wand hing ein gerahmtes
Porträt von Helmut Kohl. Darunter war eine Minibar, die ich sofort öffnete.
Fünfzig Jahre alter Whisky, Wodka, Gin und andere Spirituosen. Die Stereoanlage
war von Grundig und funktionierte noch. Ich sah mir die Plattensammlung an:
Depeche Mode, Ultravox, The Police, AC/DC, Genesis, Pink Floyd und viele andere
LPs. Nicht übel.
Ich
machte es mir mit einem Whisky auf dem Sofa bequem und hörte Miles Davis. In
einer Stunde würde meine Frau nach Hause kommen. Ich beschloss, ihr nichts von
diesem Raum zu erzählen. Ich bin der Einzige, der den Schlüssel zu diesem
Schuppen hat. Es ist mein kleines Geheimnis, meine Festung der Einsamkeit.